Stillstehen ist unmöglich

„Brass in Blood“ – ein außergewöhnliches Doppelkonzert erwartet die Besucher am Samstag im Uditorium. Urbritisch präsentieren sich die Brass-Band B 10 und anschließend die Gäste United Brass aus Belgien.

StillstehenIstUnmoeglich

Früher Abend, schönes Wetter, das Leben pulsiert rund um das Kauffmann-Areal. Man sieht Menschen, die noch letzte Besorgungen für das Wochenende machen, selbiges bei einer Tasse Kaffee genießen oder vor den großen Fenstern der Musikschule stehen bleiben. Denn von dort ertönt laute, eindringliche Musik. Selten in einem Guss, vielmehr sind immer wieder kurze knackige Passagen zu hören.

„Das ist der typische Sound einer Brass-Band, die üben da schon seit geraumer Zeit“, sagt Cornelia Conelly. Die Schwäbin auf Heimatbesuch folgte vor zehn Jahren ihrem Mann William nach Chaddleworth, England, und lernte dort diese besondere Art der Blasmusik kennen und lieben. Es ist die 28-köpfige, im Januar 2010 gegründete Brass-Band B 10 (anfangs wohnten alle Musiker entlang der B 10), die seit Stunden für ihren Auftritt am kommenden Samstag proben. „Was war anders als vorher?“ Absolute Stille. Einige Bandmitglieder schauen sich an, andere zucken mit den Schultern. „Gar nichts“, betont Dirigent Alexander Weis und legt nach: „Das klang wie vorher, zu viel Fläche und zu wenig Rhythmus.“

Also auf ein Neues. Instrumente wie Tuba, Horn, Flügelhorn, Euphonium, Posaune, Bass, Kesselpauken, Xylophon, Marimbaphon und letztendlich das Herzstück jeder Brass-Band, die Cornet-Section, erfüllen mit unbändiger Kraft den Raum. Zu dieser Musik stillzustehen, ist kaum möglich. Fesseln Thematik und Darbietung schon bei der Probe, zeigt sich auch die Homogenität ungeachtet des Schwierigkeitsgrades. Um einen weichen und vollen Klang zu erreichen, werden statt Trompeten Kornette verwendet. So übernimmt das Sopran-Kornett, das höchste Instrument der Band, die Kopfstimme der Partitur sowie gelegentlich solistische Passagen.

„Vier Takte voran, dann volle Kanne einsteigen in den funky mode. Kriegen wir das gestoßen hin?“ Musikersprache. Heike Laudacher aus Kirchheim ist fit im Solo-Kornett und hat wie Karo an der Rassel viel Spaß. Immer und immer wieder setzen die Musiker an, üben einzelne Sequenzen, bis der Mann mit dem Taktstock zufrieden ist: „Unvergleichlich besser, mit wenig Aufwand“, lobt Alexander Weis, der sich mit Joachim Rath die Funktion des Spielmachers teilt. Längst haben sich die Blechbläser, darunter auch vier Damen, unter der Leitung beider Konzertmeister fest in der Szene etabliert.

„Bei den letzten Deutschen Brass-Band-Meisterschaften in Bad Kissingen erreichten wir in der dritten Division den ersten Platz“, erzählt Holger Grom. Der Vorsitzende ist mit dieser besonderen, ab etwa 1830 in Großbritannien entwickelten Musik, fest verwurzelt und möchte mit anspruchsvollen Stücken wie unter anderem „Inspiration“ von Jan de Haan, Carl Wittrocks „Lord Tuallmore“ oder verschiedenen Sätzen aus „Windows of the World“ von Peter Graham die Zuschauer beim Konzert begeistern. „Wir sehen uns als zusätzliche Bereicherung in der Kulturszene, spielen Niveauvolles unverkrampft, dafür aber mit Lust und Freude“, sagt der Bariton-Hornist.

Info Das Doppelkonzert „Brass in Blood“ findet am Samstag, 23. Mai, im Uhigner Uditorium statt. Beginn ist um 18.30 Uhr, Einlass ab 17.45 Uhr. Den ersten Teil spielt die Brass-Band B10, den zweiten Teil gestalten die Gäste aus Belgien, United Brass.

Karten gibt es im Rathaus, bei Mode Frey Uhingen und an der Abendkasse.

Quelle: http://www.swp.de/goeppingen/lokales/goeppingen/Stillstehen-ist-unmoeglich;art5583,3225224
Autor: Sabine Ackermann